Eisenwert im Blut – was ist noch normal?
Mit einem einfachen Bluttest beim Hausarzt lassen sich die Eisenwerte im Blut bestimmen, um Gewissheit über einen möglichen Eisenmangel zu bekommen. Doch wie erkennt man Eisen auf den Laborwerten und was sind die Normwerte, für Männer und Frauen?
Es gibt genaugenommen nicht nur einen „Eisenwert“ im Blutbild
… sondern gleich mehrere: Serum-Eisen, Ferritin, Transferrin und damit verwandte Werte.
Zusätzlich werden allgemeine Blutwerte untersucht (z.B. Anzahl der roten Blutkörperchen) und spezielle Blutwerte, die Hinweise auf andere Ursachen geben können, z.B. Entzündungsmarker, Vitamin B12, Folsäure.
Im Folgenden erklären wir euch jeden Eisenwert – und wann ihr zu viel oder zu wenig Eisen im Blut habt.
Ferritin, ein Protein, das Eisen speichert, gibt Aufschluss über die Eisenreserven im Körper, während Transferrin die Transportproteine für Eisen im Blut repräsentiert.
Inhalt
Eisen-Laborwerte schnell erklärt
1. „Serum-Eisen“ – Der Tagesform-abhängige Eisenwert
Synonym / Abkürzung: „Fe“
Was auf den ersten Blick wie der wichtigste Eisenwert im Blut aussehen könnte, ist leider gar nicht so aussagekräftig. Wieviel gelöstes Eisen sich im Blutserum befindet, also im flüssigen Anteil der Blutprobe, schwankt im Laufe eines Tages. Diesen Effekt nennt man zirkadiane Rhythmik. Dementsprechend kann dieser Eisenwert je nach Tageszeit stark schwanken. Nachts ist der Wert eher sehr niedrig und ab dem Nachmittag sehr hoch. Der Wert kann aber auch je nach Eisengehalt der letzten Mahlzeit variieren. Selbst die Blutabnahme an sich kann den Wert beeinflussen, wenn z.B. das Blut zu lange gestaut wird.
Der Laborwert des Serum-Eisens zeigt zudem, wie schnell und wie effektiv ein eingenommenes Eisen-Präparat die Blutbahn erreicht. Allerdings gibt das Serum-Eisen keine verlässlichen Hinweise darauf wie gut die Eisenspeicher im Körper gefüllt sind.
2. „Serum-Transferrin“ — Das Transporteisen
Wie gelangt das Eisen aus der Nahrung an den richtigen Ort im Körper? Dafür sorgt das Transport-Protein Transferrin. Es nimmt das Nahrungseisen im Darm auf, schwimmt mit dem Nahrungseisen im Blut mit und dockt in den Zellen an, die das Eisen benötigen. Jedes Transferrin hat zwei Bindungsstellen für Eisen, die aber nicht immer voll besetzt sind (s. Transferrin-Sättigung).- Der Normwert für Transferrinspiegel im Blut liegt je nach Quelle bei 210 – 360 mg/dl [Heinrich 2017] oder 200 – 400 mg/dl [Wikipedia].
- Höher: Ein höherer Wert kann bei Eisenmangel und in der Schwangerschaft auftreten.
- Niedriger: Bei einem niedrigeren Wert können chronisch entzündliche Krankheiten oder Tumore die Ursache sein.
3. „Transferrin-Sättigung“ — Der Füllstand des Eisen-Transporters
Abkürzungen: TSAT oder Tf-Sat= Transferrin Saturation
- Normale Transferrin-Sättigung: mindestens 18%
- Normale Transferrin-Sättigung: höchstens 45%
Dieser Eisenwert wird aus den beiden vorherigen Eisenwerten berechnet. Dafür teilt man das Serum-Eisen durch die Transferrin-Menge und multipliziert es mir einem festen Faktor. Die Transferrin-Sättigung beschreibt die Auslastung des „Eisentransporters“ Transferrin im Blut.
Das Ergebnis wird in Prozent angegeben und zeigt, ob die Sättigung des Eisentransporters Transferrin eher niedrig, normal, oder zu hoch ist.
- Normwert: 18 – 45%
- Zu niedrig: Transferrin-Sättigung unter 18%
Bei Eisenmangel stellt der Körper zwar immer mehr Transferrin als Eisen-Transporter im Blut bereit, es steht aber nicht genug Eisen zur Verfügung – die Sättigung ist also zu gering. - Zu hoch: Transferrin-Sättigung über 45%.
Sind die Eisentransporter im Blut so hoch ausgelastet, liegt wahrscheinlich kein Eisenmangel vor. Als Ursachen kommen andere Arten von Blutarmut (Anämien) oder auch Bluttransfusionen in Frage. Eine zu hohe Transferrin-Sättigung kann auch auf eine Eisenüberladung (Hämochromatose) hindeuten und sollte von deinem Arzt weiter abgeklärt werden.
4. „Löslicher Transferrin-Rezeptor“ — Das Sofortsignal bei Eisenmangel
Abkürzung: sTfR
Jede Zelle hat einen Transferrin-Rezeptor (TfR), um transportiertes Eisen aus dem Blut aufnehmen zu können. Das meiste Eisen wird aber für die Blutbildung selbst benötigt.Wenn bei Eisenmangel das Eisen für die Blutbildung ausgeht, steigt die Anzahl der Transferrin-Rezeptoren auf den jungen Blutzellen sehr schnell, um noch irgendwie Eisen aufnehmen und reifen zu können.
Ein Bruchstück davon ist der lösliche Transferrin-Rezeptor, auf Englisch soluble Transferrin Receptor = sTfR, der in der Blutprobe nachgewiesen werden kann. Mit diesem Laborwert kann man also erkennen, ob die Ursache von einer Blutarmut im Eisenmangel lag (= Eisenmangelanämie), oder vielleicht doch andere Gründe gesucht werden müssen, um die Symptome zu erklären.
Je nach Labor und Messtechnik gibt es unterschiedliche Normwerte. Liegt der gemessene Wert darüber, ist es sehr wahrscheinlich, dass ein akuter Eisenmangel die Blutbildung stört.
5. „Serum-Ferritin“ — Der Eisenwert für den Eisenspeicher
Dieser Eisenwert gibt uns einen Hinweis darauf, wie voll – oder wie leer – deine Eisenspeicher im Körper sind. Das Serum-Ferritin wird im Blut gemessen, wo es Rückschlüsse auf die Eisenmenge im Rest des Körpers gibt. Das Speichereisen liegt vor allem in der Leber und im Knochenmark. Ein Teil bleibt auch in den Dünndarmzellen, die das Eisen direkt aus der Nahrung aufnehmen.
Normwerte liegen bei Männern bei ca. 30 – 300 µg/l und Frauen etwas niedriger bei ca 10 – 200 µg/l. Natürlich kann der Referenzbereich je nach verwendeter Messtechnik variieren und sollte auf dem Ausdruck vom Labor bzw. vom Hausarzt vermerkt sein.
Zu niedriges Serum-Ferritin: Die Eisenspeicher sind leer – klares Signal für einen Eisenmangel.
Normales oder erhöhtes Ferritin: Es kann zu „falsch“ erhöhten Eisenwerten kommen, selbst bei leeren Eisenspeichern, wenn man gerade eine Infektion hat, wenn die Leber entzündet ist (Hepatitis) oder bei einem Tumor. Darum sollten zusätzlich Entzündungsmarker (CRP) überprüft werden.
6. „Hepcidin“ — Der Eisen-Hemmer
Wenn die Eisenspeicher in der Leber voll sind, produziert sie diesen Hemmstoff, damit der Darm nicht noch mehr Eisen aufnimmt. Wenn hingegen mehr Blut gebildet werden muss, sinkt die Menge an Hepcidin und die Eisenaufnahme kann wieder steigen.
Zu wenig: Problematisch wird das Hepcidin, wenn es genetisch defekt ist und darum nicht “funktioniert” oder die Leber zu geschädigt ist, um genug zu produzieren. Dann kann es zu Eisenüberladung kommen.
Zu viel: Andererseits wird bei chronischen Entzündungen dauerhaft zu viel Hepcidin gebildet, was zu einer Anämie bei chronischen Erkrankungen führen kann.
Weitere Blutwerte bei Eisenmangel
Wer zu lange zu wenig Eisen über die Ernährung zu sich nimmt, bekommt von dem Eisenmangel eine Blutarmut – medizinisch als Eisenmangelanämie bezeichnet. Dafür wird ein „kleines Blutbild“ gemacht, in dem folgende Werte im Blut bestimmt werden:
1. Hämoglobin – Sind die roten Blutkörperchen gut gefüllt?
Hb-Wert = Hämoglobin-Konzentration.
Dieser Wert zeigt, wieviel roter Blutfarbstoff in den roten Blutkörperchen steckt. Da das Hämoglobin in der Mitte ein Eisen enthält, verändert sich auch der Hb-Wert bei einem Eisenmangel. Es ist sehr wichtig für den Körper, weil im Hämoglobin der Sauerstoff transportiert wird.
Normwerte für Frauen: 12 – 16 g/dl
Normwert für Schwangere: 11 – 16 g/dl
Normwerte für Männer: 13 – 18 g/dl
Bei Eisenmangel ist dieser Wert zu niedrig.
MCH und MCV = mittlerer Hämoglobingehalt der Erythrozyten und mittleres korpuskuläres Volumen der Erythrozyten.
Diese Werte zeigen, wieviel roter Blutfarbstoff durchschnittlich in jedem roten Blutkörperchen steckt bzw. wie groß die roten Blutkörperchen sind. Was heißt das für uns?
Normwert für MCH = ca. 28 – 33 pg
Wenn dieser Wert zu niedrig ist, enthalten die roten Blutkörperchen zu wenig eisenhaltiges Hämoglobin und werden quasi zu blass. Die Ärzte sprechen von einer „hypochromen Anämie“, zu der auch die Eisenmangelanämie zählt.
Normwert für MCV = 83 – 97 fl
Ist der Wert niedriger, sind die roten Blutkörperchen zu klein. Es liegt eine sogenannte „Mikrozytäre Anämie“ vor, z.B. die Eisenmangelanämie.
Vielleicht doch kein Eisenmangel?
Wichtige Blutwerte für andere Ursachen:
2. Entzündungsmarker
„CRP“ = C‑reaktives Protein
Mit dem CRP-Wert lässt sich herausfinden, ob irgendwo im Körper eine Entzündung vorliegt.
Das kann eine Erklärung dafür sein, warum das Serum-Ferritin normal oder erhöht ist – obwohl ein Eisenmangel vermutet wird. Denn Serum-Ferritin ist als sogenanntes Akute-Phase-Protein auch bei Infekten aktiv, selbst wenn die Eisenspeicher eigentlich leer sind.
3. Vitaminmangel — Fehlen Vitamin B12 und Folsäure?
Es gibt noch zwei wichtige Nährstoffe, die für die Blutbildung nicht fehlen dürfen: Ohne Vitamin B12 und Folsäure kann es auch zu einer Anämie kommen.
Allerdings liegt hier wahrscheinlich kein Eisenmangel vor, sodass die Anämie etwas anders aussieht. Die roten Blutkörperchen brauchen so lange für die Blutbildung, dass sich viel zu viel Hämoglobin einlagert. Sie werden viel zu groß („megaloblastär“), und sind kräftig gefärbt (Laborwerte: erhöhtes MCV und MCH).
Bei schlechter Ernährung und gestörter Eisenresorption kann natürlich auch ein doppelter Nährstoffmangel vorkommen.
Tabelle: Eisenwerte im Blut bei Eisenmangel
Wenn ein Eisenmangel schon in der 3. Stufe vorliegt, gibt es typische Veränderungen im Blut. Zusammengefasst können folgende Veränderungen auf eine Blutarmut aufgrund des Eisenmangels (Eisenmangelanämie) hindeuten:
Serum-Eisen | ↔ ↓ evt. zu niedrig |
Transferrin | ↑ erhöht |
Transferrin-Sättigung | ↓ zu niedrig |
Löslicher Transferrin-Rezeptor | ↑ erhöht |
Ferritin | ↓ zu niedrig |
Hb | ↓ zu niedrig |
MCV und MCH | ↓ zu niedrig |
CRP | ↔ normal |
Fazit: Therapie gegen Eisenmangel
Wenn alle Blutwerte auf einen absoluten Eisenmangel hinweisen und andere Ursachen für deine Symptome ausgeschlossen wurden, dann liegt die Lösung auf der Hand: Mehr Eisen über die Ernährung aufnehmen oder sogar Eisen-Präparate als zusätzliche Nahrungsergänzung.
Je nachdem, ob es ein milder Eisenmangel ist, bei dem die Blutbildung noch im unteren Normbereich bleibt, oder ein schwerer Eisenmangel mit Eisenmangelanämie ist, muss die Therapie angepasst werden.
Um die Eisenspeicher wieder aufzufüllen, kann es mindestens eine Woche oder sogar bis zu mehreren Monaten dauern.
Der Darm kann nur begrenzte Mengen Eisen auf einmal aufnehmen und ist schnell überfordert von zu starken Eisentabletten. Die Nebenwirkungen der Eisen-Medikamente sind allgemein bekannt. Darum ist es wichtig, sich die Zeit für die Therapie zu nehmen und auf besser bekömmliche und im besten Fall natürliche Eisen-Präparate zu setzen. Diese enthalten natürliches Nahrungseisen, in der Regel aus Pflanzenstoffen.
Sobald man mit der Eisen-Therapie beginnt, sollte eine Kontrolle der Eisenwerte nach einigen Wochen erfolgen, ob die Einnahme der Eisen-Kapseln erfolgreich war!
Quellen
(Stand: Online-Quellen abgerufen im Oktober 2018)
Therapie von Eisenmangel
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