Wofür braucht man Eisen im Körper?
Wer die lebenswichtige Bedeutung von Eisen für seinen Körper kennt, kann auch die Symptome eines Eisenmangels besser verstehen – und die Ernährung optimieren. In diesem Beitrag erfährst du, wie du Eisen aus dem Essen aufnimmst, wo dein Körper das Eisen benötigt und welche Wirkung es dort entfaltet.
Eisen im Körper
Je nach Körpergröße und Gewicht befinden sich ca. 3 – 7 g Eisen im ganzen Körper. Klingt nicht viel, ist damit aber das wichtigste Spurenelement im Körper.
Inhalt
Wieviel Eisen ist im Körper und wo?
Nur ein sehr geringer Anteil des Eisens schwimmt „frei“ im Blut herum, als sogenanntes Serum-Eisen im flüssigen Teil des Bluts. Weniger als 1 Prozent des gesamten Eisens im Körper befindet sich im Blut in dem Eisen-Transporter (Transferrin), um es vor allem zum Knochenmark zu befördern, wo es in junge rote Blutkörperchen eingebaut wird.
Ähnlich wie das Hämoglobin im Blut kann auch Myoglobin im Muskel Sauerstoff bereithalten – dank eines zentralen Eisen-Teilchens. Deswegen befinden sich ca. 4 – 10 % des Eisens in der Muskulatur, wo es bei Bedarf schnell Sauerstoff parat hat. Eisen wird außerdem für die effektive Energiegewinnung in Muskelzellen gebraucht, als Bestandteil der Atmungskette.
In unserem vielseitigsten Organ, der Leber, befindet sich die Produktion für wichtige eisenhaltige Proteine (Häm, Cytochrome, etc) und der größte Eisen-Vorrat in Form von Ferritin und Hämosiderin.
In der Schleimhaut des Darms, wo Eisen aus der Nahrung aufgenommen wird, befindet sich ebenfalls Eisen.
Wie wird Eisen im Körper aufgenommen?
Wie wichtig die Eisenaufnahme ist, wird schon daran deutlich, dass es im Darm mindestens drei verschiedene Mechanismen für die Eisenaufnahme gibt. Der Körper geht sehr nachhaltig mit seinen Ressourcen um, so dass von den oben genannten 3–7 g Körpereisen nur ca. 2 mg Eisen pro Tag ersetzt werden müssen. Dafür muss man Eisen über die Nahrung zu sich nehmen, denn es kann nicht selber „produziert“ werden.
Es reicht allerdings nicht, nur 2mg Eisen am Tag zu essen. Leider wird das im Essen enthaltene Eisen nicht zu 100% herausgelöst und aufgenommen. Normalerweise werden lediglich 10 % des enthaltenen Eisens verwertet. Das bedeutet, um die benötigten Mengen an Eisen zu erreichen, liegt der empfohlene Tagesbedarf für Eisen in der Nahrung weit höher – je nach Geschlecht und Lebensphase bei 10 – 30 mg Eisen pro Tag.
Unser Körper kann sich bis zu einem gewissen Grad an den Bedarf anpassen. Wenn er mehr Eisen benötigt, wird die Aufnahme angekurbelt. Zum Beispiel in der Schwangerschaft, wenn der Körper viel mehr Eisen braucht, kann die Eisenaufnahme von ca. 10% auf bis zu 40% gesteigert werden. Trotzdem haben viele Frauen einen Eisenmangel in der Schwangerschaft.
Bei vollen Eisenspeichern, bei Entzündungen und bei Fettleibigkeit wird die Eisenaufnahme wieder ausgebremst.
Bei Eisenmangel und in der Schwangerschaft kann die Eisenaufnahme auf 40% gesteigert werden.
Wer’s genau wissen will: So wird Eisen im Körper aufgenommen
Ähnlich wie bei anderen Nährstoffen erfolgt die Aufspaltung der Nahrung im Magen und die Aufnahme des Nährstoffs im Darm. Die drei bekannten Eisentransporter kommen vor allem im Zwölffingerdarm (Duodenum) und Leerdarm (Jejunum) vor, den ersten Darmabschnitten hinter dem Magen:
Nach der Eisenaufnahme wird es entweder direkt als Speichermolekül Ferritin bevorratet oder in die Blutbahn befördert. Das Transport-Eiweiß Transferrin bringt das Eisen zu den Zellen, die es benötigen – vor allem die blutbildenden Zellen im Knochenmark und die eiweißbildenden Zellen der Leber.
Wofür braucht der Körper Eisen?
1 | Eisen hat als Element eine besondere Eigenschaft, die es unersetzlich für den Stoffwechsel macht: Es ist das zentrale Element, das in der Lage ist, Sauerstoff zu binden. Darum braucht der Körper Eisen an erster Stelle für den Sauerstofftransport im Blut, eingebaut in den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin). Außerdem kann dank Eisen ein kleiner Sauerstoffvorrat im Muskel bereitgehalten werden, verankert im Muskelprotein (Myoglobin). |
2 | Eisen ist Teil der „Atmungskette“, mit der in jeder Zelle Energie gewonnen werden kann. |
3 | In der Leber wird Eisen in ausgeklügelte Enzyme eingebaut, die im ganzen Körper sehr vielfältige Aufgaben übernehmen und erleichtern (sogenannte Cytochrome) |
4 | Eisen ist wichtig für das Immunsystem. Das Molekül, in dem Eisen gespeichert wird (Ferritin), spielt nämlich auch bei Abwehrreaktionen gegen Erreger eine wichtige Rolle. |
5 | Wachstum und Zellerneuerung funktionieren nur mit Eisen. Während sich eine Zelle teilt und dafür ihre Erbinformation kopiert, sorgt ein eisenhaltiges Enzym (Ribonukleotidreduktase) für die Umwandlung von RNA zu DNA. |
6 | Dank eines eisenhaltigen Enzyms kann der Körper in begrenztem Rahmen aus gesättigten Fettsäuren die wertvollen ungesättigten Fettsäuren herstellen. [Jahanshad et al. 2012] |
7 | Eisen wird benötigt, um die Nerven im Gehirn mit einer schützenden Myelinschicht zu umhüllen, ähnlich wie ein gut isoliertes Stromkabel. So hat die Eisenversorgung in der Jugend eine Wirkung auf die kognitive Funktion auch im späteren Leben. [Spektrum, 1999] |
8 | Zum Entgiften von schädlichem Wasserstoffperoxid benötigen einige Enzyme Eisen, z.B. die Katalase. |
Wie wird Eisen gespeichert und abgebaut?
Eisen kann quasi in jeder Zelle, die es benötigt, auch gespeichert werden. Es wird als Erstes direkt nach der Aufnahme im Dünndarm gespeichert, wo der „Füllstand“ der Zellen beeinflusst, ob noch mehr Eisen aufgenommen werden kann.
Nachdem das Eisen übers Blut die Zielzellen erreicht hat, also z.B. in der Leber oder im Knochenmark, kann es dort im Speicher-Molekül Ferritin auf Vorrat liegen. Wenn genug Eisen gespeichert wurde, meldet sich der Hemmstoff Hepcidin beim Darm, um die weitere Eisenaufnahme zu blockieren.
Lagert sich Eisen auch irgendwo ab? Schon möglich, da sich das meiste Eisen im Blut befindet. Damit fließt das Eisen, das sich im roten Blutkörperchen befindet, ca 120 Tage lang kreuz und quer durch den Körper. Dann wird die Blutzelle regulär in der Milz abgebaut und „recycelt“.
Falls allerdings Blut aus einem Blutgefäß ins Gewebe gelangt und dort abgebaut wird (z.B. bei Linksherzschwäche in der Lunge), dann übernehmen die Fresszellen des Immunsystems die Aufgabe, das Eisen zum sogenannten Hämosiderin abzubauen.
Da sich die Zellen der Darmschleimhaut schnell erneuern und alte Zellen abstoßen, geht das eingespeicherte Eisen dieser Darmzellen schon nach wenigen Tagen verloren. Sie werden über den Stuhl ausgeschieden. Ein kleiner Teil des Eisens geht auch über die Nieren ins Urin oder über den Schweiß verloren.
Fazit: Wenn dem Körper Eisen fehlt…
… dann haben wir ein echtes Problem. Der Eisenstoffwechsel ist essentiell wichtig für unsere Versorgung mit Sauerstoff, mit Energie, für Kraft und Denkleistung, Wachstum und Schutz vor Infektionen. Das macht Eisenmangel zu einem ernst zu nehmenden Thema, das Millionen von Menschen betrifft.
Falls du Symptome eines Eisenmangels wie Blässe, Müdigkeit und Infektanfälligkeit beobachtest und du zu den Risikogruppen für die Ursachen von Eisenmangel gehörst (weiblich, mit starker Periode oder schwanger, eingeschränkter Ernährungsstil), dann solltest du beim Hausarzt deine Blutwerte untersuchen lassen.
Quellen
(Stand: Online-Quellen abgerufen im Oktober 2018)
- Amboss — Wissen für Mediziner. Vorklinik „Mineralstoffe – Eisen“ (Stand Oktober 2018)
URL: https://www.amboss.com/de/library#xid=-60DnS&term=eisen (Zugangsbeschränkt) - Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. „Referenzwerte Eisen“ (Stand
URL: https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/eisen/ - DocCheck: Eisenmangel
- Olof Harlin „Eisensubstitution in der Praxis“, 2012.
URL: https://docplayer.org/26363986-Eisensubstitution-in-der-praxis-hintergruende-diagnose-und-therapie.html - PD Dr. Jürgen Heinrich „Vorlesung: Anämie & Eisenstoffwechsel“, 2017.
URL: http://www.klichi.uni-muenster.de/examate/Heinrich_Anaemie_Eisenstoffwechsel_Handout - Neda Jahanshad, Omid Kohannim, Derrek P. Hibar, Jason L. Stein, Katie L. McMahon, Greig I. de Zubicaray, et al. “Brain structure in healthy adults is related to serum transferrin and the H63D polymorphism in the HFE gene.” PNAS 2012;
doi: 10.1073/pnas.1105543109, January 9, 2012 - Spektrum: Lexikon der Biochemie, „Desaturasen“, 1999,
URL: http://www.spektrum.de/lexikon/biochemie/desaturasen/1590 - Theil, E. C., Chen, H., Miranda, C., Janser, H., Elsenhans, B., Nunez, M. T., … Schumann, K. (2012). Absorption of Iron from Ferritin Is Independent of Heme Iron and Ferrous Salts in Women and Rat Intestinal Segments. Journal of Nutrition, 142(3), 478–483. https://doi.org/10.3945/jn.111.145854
- Wikipedia: Eisenmangel
Eisenwerte im Blut — Was ist noch normal?
Im nächsten Beitrag kannst du lernen, deine vom Hausarzt untersuchten Eisenwerte im Blut besser zu verstehen.